Meine Kalligraphien, meine kalligrafischen Videos sind noch wesentlich reduzierter, als Kalligraphie ohnehin ist. Während die Zeichen in der Kalligraphie auf dem Papier, durch den Duktus geformt sind, ist in der virtuellen Kalligraphie allein und nur für sich der Duktus vorhanden. Während in der Kalligraphie auf dem Papier sich die Zeichen eindimensional fädeln, bewegt sich bei mir der Duktus im virtuellen vierdimensionalen Raum. Scheinbar geht die Schrift drei Stufen von Dimensionen in der Hierarchie Des Zeichencodes zurück, es scheinen sich wieder Binsen und Farne zu bilden, die sich unter der Bewegung der Elemente zufällig anordnen, ja ausgesetzt sind. Da dies aber im virtuellen Raum, also in der Simulation, also in der nullten Dimension geschieht, sind sie in der Hierarchie des Zeichencodes noch reduzierter. Sie sind aufgrund des Mediums ebenfalls nulldimensional. Und so kann Ihnen auch nur eine nulldimensionale Bedeutung zugewiesen werden. Nulldimensionale Bedeutung wird also nicht von sogenannter fester Materie erzeugt, sondern von Energien, Bildern und Verknüpfungen, wie sie zum Beispiel die Phantasie hervorbringt.
„ABSCHACHTELN“, kalligraphisches Video, „APHORISMEN:“ 2010, Römer-Pellizäusmuseum, Hildesheim