Die Videoinstallation Ghosts & Spirits III in der Johanneskirche befasst sich mit dem Sein der menschlichen Welt: Entstehung der Welt und des Wortes. Bild und dem Körper zusammen als mächtigste menschliche Ausdruckswerkzeuge. Zitate der Entstehung. Bis zum angenommenem Ende des Anthropozäns , das Peter Paul Rubens im „kleinen jüngsten Gericht“ in Untergangsvisionen und Körperorgien in ein Altarbild phantasiert, projieziert, gemalt hat. In der Johanneskirche projizieren Datenprojektoren die synchron geschalteten Bilder in Zitaten aus Psalmen und Klageliedern auf die 250 qm große holzverkleidete Kirchendecke.

Die Realisierung der Installation berücksichtigt die Architektur der Johanniskirche. Die Kirchendecke wird für die Projektion in 16 Module gegliedert. Dementsprechend wird die Komposition in 16 Teile gesplittet und neu zusammengesetzt. In diesem Zusammenhang werden verschiedene Animationstechniken angewandt. Zwei Medienserver koordinieren alle Daten und synchronisieren sie zu einem Großbild.

Das Bild wird neben seiner malerischen Aussagekraft mit Psalmen und Animationen in seiner Wirkung verstärkt. Eingeteilt habe ich diese Installation die Kategorien in Genesis, Spirits und Ghosts.

Ich setzte das jüngste Gericht in seiner Videoinstallation in Bezug zur Erschaffung des Universums. Wir sehen Eruptionen, die ihre Ausläufer in Form von Psalmen in das jüngste Gericht von Peter Paul Rubens katapultieren. Eine permanente Erneuerung des Seins in einer endlosen Schleife: der Loop ist nicht nur künstlerische Präsentationsform der Videoinstallation, sondern auch dezidierter Inhalt. Genauso wie die Form der Matrix, die ebenso wie die Größe exakt der Kirchendecke der Johanniskirche aufnimmt.

Die ganze Installation hat die Erscheinung einer riesigen Deckenmalerei, in der sich Naturwissenschaften und Religion gegenüberstehen bzw. ineinander übergehen.

In der Forschung ist man mittlerweile so weit, die Entwicklung desUniversums bis zu 132,7 Millionen Jahren also bis zum Urknall,   erklären zu können, aber nicht, was davor war (vielleicht ist es die Schleifenquantentheorie). Und nicht, wie das ganze enden wird. Für das Ende des Alles, das Ende des Seins und des Nichts habe ich zwangsläufig ein Bild genommen. Ein möglichst sinnliches Bild vom Ente das Ende , mölichst fass-, und spürbar.  Das Bild vom angenommenem Ende des Anthropozäns , das Peter Paul Rubens im „kleinen jüngsten Gericht“ visioniert hat:

Der Strom der Raumrichtungen der gesamten Komposition fließt aufwärts zum Gericht. Wir sehen Jesus als Richter neben ihm steht Maria.

„Der Herr hat seinen Stuhl im Himmel bereitet und sein Reich herrscht über alles. Lobet den Herrn ihr seine Engel, ihr starken Helden, die ihr seine Befehle ausrichtet, dass man höre auf die Stimme seines Wortes!“ (Palm 29.1) ist die Leitlinie.

Der Strom derer jedoch, die abgewiesen werden, ist groß, sie stürzen herunter, ihre Körper krümmen sich in der Qual des Abgewiesenseins. Die Engel tun ihr übriges. Sie schubsen und zerren damit die Gefallenen noch schneller in die Verdammnis kommen.

„Von den Küssen und Küsten, von ihren Gestaden fallen sie herunter, Gott weiß, durch ihre eigene Schuld. Sie haben die falsche Ausfahrt gewählt, irgendwann, obwohl es leicht gewesen wäre, in den Himmel zu kommen, wenn man nur die richtige röm. Kath. Straße gewählt hätte.“ (Elfriede Jelinek aus dem Zeit Magazin 1987)

E. Westermeier, 10. Mai 2013


 

Aus der Reihe Animation & Animismus

v. Eckhard Westermeier

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